Sommer-Lesefutter – nicht nur für foodverrückte Bücherwürmer!

Ich lese gerne, und nicht nur Kochbücher. Ich lese auch gerne Romane, Kurzgeschichten, Sachbücher, Magazine und Zeitung. Nur leider komme ich im Alltag nicht so oft zum ausgiebigen, genüsslichen Lesen, wie ich das gerne hätte. Dafür lese ich im Urlaub umso mehr! Gutes Stichwort, denn: Letzte Woche habe ich mich am Laggo Maggiore in Italien entspannt. 
Leider war das Wetter besonders in der ersten Wochenhälfte nicht so gut wie erwartet. Fast jeden Morgen sind wir vom Geräusch des prasselnden Regens aufgewacht, außerdem war es recht windig und frisch. Umso mehr Zeit war für Nichtstun und ausgiebige Lektüre. Auch mal schön! So habe ich dann nicht nur alle Ausgaben des „Spiegel“ der letzten Monate (!) nachgelesen, sondern auch regelmäßig die Tageszeitung. Außerdem habe ich meinen Kindle Paperwhite, den ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe und von dem ich wirklich schwer begeistert bin, quasi leer gelesen. Und weil ich selbst immer wahnsinnig gerne Buchempfehlungen auf anderen Blogs lese, sollt ihr an meinem Lesepensum der letzten Wochen teilhaben – ich habe heute ein paar Buch-Tipps für euch!

Nr. 1: „Der Distelfink“ von Donna Tartt
Vor über 20 Jahren habe ich „Die geheime Geschichte“, das Romandebüt von Donna Tartt, nur so verschlungen. Klar, dass ich ihren neuen Roman „Der Distelfink“ auch schnellstmöglich gelesen habe! „Der Distelfink“ erzählt das Leben von Theo Decker, der im Alter von 13 Jahren bei einem Bombenanschlag auf ein New Yorker Museum seine Mutter verliert,im Chaos nach dem Anschlag das Gemälde „Der Distelfink“ aus dem Museum mitnimmt und anschließend schwer traumatisiert versucht, weiterzuleben. Sein Vater hatte die Familie schon lange verlassen, weitere Verwandte gibt es nicht, und so wird Theo herumgereicht, landet irgendwann bei seinem nichtsnutzigen Vater in Las Vegas und freundet sich, von seinem Vater vernachlässigt, mit dem ebenso vernachlässigten Boris an. Während er aufwächst, gerät sein Leben immer weiter aus den Fugen, nur das Gemälde scheint ihm Trost zu spenden – doch gleichzeitig stellt es auch ein Risiko dar: Was, wenn die Polizei jemals herausfindet, dass er das Gemälde damals beim Anschlag im Museum entwendet hat?

Ich habe das Buch auf dem Kindle gelesen und verschlungen. In der gedruckten Ausgabe hat es über 1.000 Seiten – auf einige davon hätte man vielleicht verzichten und die Handlung etwas straffen können, aber ich bin Donna Tartt und Theo Decker auf ihren Irrwegen in die Drogenwelt und den Exkursen in die Kunstgeschichte gerne gefolgt. Ein großes Lesevergnügen!

Nr. 2: „Who the F*** is Heidi?“ von Sarah Krobath

Das Buch habe ich mir gekauft, nachdem ich auf Claudios Blog Anonyme Köche davon gelesen habe. Sarah erzählt in diesem Buch, wie sie den Traum so vieler in die Tat umsetzte, die sich Tag für Tag ins Büro schleppen und eigentlich viel lieber was anderes machen würden. Etwas, für das ihr Herz brennt. Für das sie aber ihren Job kündigen, etwas Neues wagen müssten. Sarah ist Anfang 20, Werbetexterin in einer renommierten österreichischen Agentur, arbeitet zu viel, hat keine Zeit für genussvolles Kochen und Essen, kann nachts nicht mehr schlafen – und entscheidet sich dann für einen Neustart und ein 6-monatiges Praktikum beim Schweizer Käsehersteller Jumi. Dort taucht sie ein in die Welt des Schweizer Käse. Jumi ist nicht irgendein Käsehersteller, sondern zählt zu den jungen, kreativen Käseherstellern und ist z.B. das Erfinderhaus der Belper Knolle. Sarah wird sofort voll eingespannt, fliegt zwischen dem Berner Stammhaus und London, wo sie zusammen mit anderen Praktikanten eine neue Jumi-Niederlassung aufbaut, hin und her. Der Arbeitstag hat oft 13 Stunden, sie leistet harte körperliche Arbeit, lebt in einer winzigen Praktikanten-Wohnung und schläft im Mehrbettzimmer, aber sie schläft jede Nacht tief und fest. 
Und wenn Sarah von den Jumi-Käsebüffets, dem Jumi-Marktstand am Portobello Market und Besuchen bei Londons Chefköchen, denen sie die Jumi-Produkte anpreist, berichtet, habe ich mir gewünscht, jetzt auch vor diesem Käsestand zu stehen und mich durch das Käseangebot zu probieren. Viel zu schnell ist das Praktikum, von dem dieses Buch sehr unterhaltsam und locker-flockig erzählt, zu Ende. Ich hätte gerne noch mehr erfahren über die Jumi-Gründer, die im Buch eher als Randfiguren auftauchen, und wie es Sarah nach dem Praktikum beim Studium der „Food Culture and Communications“ im Piemont ergangen ist! Denn manch interessante Geschichte wird im Buch nur (zu) kurz angerissen und bleibt an der Oberfläche.
Nr. 3: „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ von Sasa Stanisic
„Wie der Soldat das Grammofon repariert“ erschien bereits 2006 und stand schon lange auf meiner Leseliste. Es fängt an wie eine heitere, unbeschwerte, komische Familiengeschichte im ehemaligen Jugoslawien der späten 80er Jahre und erzählt von der idyllischen kindlichen Welt aus der Sicht des kleinen Aleksandar, der zusammen mit seinem Opa Slavko in einer Welt voller Fantasie, Geschichten und Vorstellungskraft lebt. Durch den Bosnienkrieg wird die Idylle 1992 abrupt beendet. Doch Opa Slavko hat Aleksandar noch am Tag seines Todes mitgegeben, was fortan Aleksandars Leben bestimmen wird: „Die wertvollste Gabe ist die Erfindung, der größte Reichtum ist die Fantasie.“ Und das beherzigt Aleksandar und schildert die schrecklichen Kriegserlebnisse in seiner Heimatstadt Visegrad und die Flucht nach Essen in Deutschland erfindungsreich, tragikomisch, lakonisch und immer aus der Perspektive eines Kindes, das versucht, all das zu verarbeiten, was auf es einprasselt. In Deutschland wird Aleksandar erwachsen, der Schreibstil passt sich dem an. In Briefen an seine in Bosnien zurück gebliebene Jugendfreundin und Telefonaten mit seiner Oma in der Heimat verarbeitet Aleksandar die traumatischen Kriegs- und Fluchterlebnisse, die die Schrecken des Kriegs so nah und greifbar machen wie das für mich bisher kein Fernsehbericht oder Sachbuch geschafft hat. Keine leichte Kost, aber unbedingt lesenswert und sprachlich brillant!
4. „Die Stadt kocht: Berlin – Der Sommer“ von Cathrin Brandes und Florian Bolk
Das letzte Buch muss dann irgendwie doch wieder ein Kochbuch sein. Oder auch nicht. Denn „Die Stadt kocht: Berlin – Der Sommer“ ist für mich nicht vorrangig ein Kochbuch, auch wenn es viele Rezepte enthält. Es ist für mich eher ein Buch, mit dem ich in die Berliner Food-Szene eintauchen kann, denn darin werden viele Berliner Köche, Gastronomen, Weinhändler, Eis-Dealer, Feinkosthändler und – manufakturen und sonstige Zugehörige der Berliner Food-Szene und spannende Food-Locations vorgestellt. Vielfältig, kreativ, urban, schick, abgeranzt, eigensinnig, spannend – das ist die Berliner Food-Szene und das kommt in „Die Stadt kocht: Berlin“, erschienen im Le Schicken-Verlag bestens rüber. Bei vielen Kurzporträts hätte ich gerne noch mehr erfahren über die Personen, Unternehmen und Locations – da muss ich mich dann wohl mal selbst nach Berlin aufmachen und in die Food-Szene eintauchen. Oder auf Berlin Tidbits – Häppchen aus Berlin und anderswo , dem Blog der Autorin Cathrin Brandes, mitlesen!
5. Und noch 2 dringende Blog-Lesempfehlungen!
Ganz offline bin ich auch im Urlaub nicht und möchte euch noch zwei Blogs nahelegen, bei denen ich in letzter Zeit besonders gerne lese.

Auf „Schischi und Heititei“ schreibt Nicola über Kochbücher, Wochenendausflüge, Inneneinrichtung, Design, Hofläden, Authentizität beim Bloggen und vieles mehr. Und das alles so, dass ich mir wünsche, der Blogartikel würde nie enden. So gerne ich es sonst kurz und knapp mag, hier lese ich gerne längere Beiträge und gehe mit auf gedankliche Reise. Tolle Themen, gute Mischung, gut geschrieben!
Bei „Stepanini“ lese ich schon lange mit. Ihre „Montagsmögen“-Rubrik weckt regelmäßig auch meine Haben-wollen-Wünsche, ihre Buchempfehlungen befolge ich nur zu gerne und ihre Texte (wie z.B. dieser hier) regen mich zum Nachdenken an und machen mich gleichzeitig froh.
Und jetzt seid ihr dran: Welche dringende Leseempfehlung habt ihr für mich? Immer her damit!
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10 thoughts on “Sommer-Lesefutter – nicht nur für foodverrückte Bücherwürmer!

  1. Hallo, guten Morgen!

    so ein ebook-Reader ist echt ne feine Sache… für dicke Wälzer, die Dictionaryfunktion finde ich superklasse… aber Kochbücher müssen für mich immer noch gedruckt sein :=))…. irgendwie schöner.

    Ich habe auch gleich einen Blog Tipp in Sachen Büchertipps: http://die-lesende-minderheit.blogspot.de/
    Hier habe ich schon ettliche Schätze entdeckt. Viel Spaß beim stöbern!

    Mein absolutes Buchhiglight der vergangenen Jahre ist: "Das Herzenhören" von Jan-Philipp Sendtker! Das Buch hat mich richtig berührt, verzaubert. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, aber irgendwie hat mich dieses Buch von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Am Ende mußte ich es einfach weiter auf mich wirken lassen! Es ist eine Liebesgeschichte oder doch eine Lebensgeschichte?

    Der Distelfink schlummert allerdings auch noch auf meinem Lesebuttler. aber erst einmal das aktuelle lesen.

    Ich wünsche Dir noch einen tollen Resturlaub!

    Liebe Grüße
    Marion

    1. Das stimmt – Kochbücher möchte ich nach wie vor bitteschön in gedruckter Form haben 🙂 Deinen Tipp schaue ich mir gleich mal an – und die lesende Minderheit kenne ich natürlich und lese immer fleißig mit!
      Viele Grüße und schöner Tag noch,
      Juliane

    1. Danke für den Tipp! Wir müssen über Kevin reden und Liebespaarungen von Lionel Shriver haben mir beide sehr gut gefallen, da schaue ich mir "Großer Bruder" doch gleich mal an!
      Viele Grüße und schöner Tag noch,
      Juliane

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