Gut Kirschen essen! Auf der Spur der Chriesi in Zug/Schweiz

Da habe ich vor einigen Wochen (!) so großspurig angekündigt, dass ich euch demnächst mehr von meinem Schweiz-Trip, meinem Besuch in Zug und dem Geheimnis der Zuger Kirschtorte berichten werde, und was ist? Ich komme einfach nicht dazu, den Blogbeitrag zu schreiben! Aber jetzt habe ich es endlich geschafft und nehme euch mit auf eine Reise nach Zug, immer auf der Spur der „Chriesi“! „Chriesi“ ist das schweizerdeutsche Wort für Kirsche. Das Schweizer Städtchen Zug und sein Umland sind für die Zuger Chriesi bekannt und berühmt. Und das habe ich mir Anfang Juni zusammen mit Mel, Toni und Bene, Kevin und Roman im Zuge einer Pressereise auf Einladung von Zug Tourismus mal näher angeschaut!

Und hier seht ihr auch schon ein Original Zuger Chriesi in meiner Hand. Gepflückt habe ich den Chriesi auf dem Hof Märcht der Familie Hotz in Baar, nicht weit von Zug entfernt.

Der Hof Märcht ist ein Familienbetrieb, auf dem wir zuerst von der Seniorchefin, Bernadette Hotz, mit einem Glas hausgemachtem Kirschsekt (natürlich aus eigenen Kirschen) empfangen und dann von Herrn Hotz über das Gelände geführt wurden. Außer Kirschen baut Familie Hotz auch noch Erdbeeren, Äpfel und Zwetschgen an und stellt aus den eigenen Früchten Konfitüren, Säfte, Schnäpse (wie den „Kirsch“), Sirupe, Pesto und vieles mehr her, was es dann im eigenen Hofladen zu kaufen gibt. Sogar die Kirschkerne werden hier noch weiterverwendet: Damit werden Kirschkernkissen befüllt.
Das Hauptanbauprodukt auf dem „Hotzenhof“ sind aber Kirschen. Kirschen überall! Die frei stehenden Kirschbäume wie unten auf dem Foto sind zur Weiterverarbeitung für Konfitüren, Säfte und den „Kirsch“ (-schnaps) gedacht. Die „Tafelkirschen“, die pur gegessen werden, wachsen gut geschützt und in Reih und Glied unter Netzen. Gepflückt werden die Kirschen übrigens ausschließlich von Hand und es dauert 4 Jahre, bis ein frisch gepflanzter Kirschbaum das erste Mal geerntet werden kann. Nichts für Ungeduldige und den schnellen Profit also!
Nach dem Rundgang über die Kirschplantagen, auf denen die Familie Hotz jährlich 300-350 Tonnen Kirschen produziert, einem Blick in den Weinkeller mit den Holzfässern, in denen der selbst gebrannte Schnaps reift, und einer Führung durch die modernen Anlagen zum Kirschen entsteinen und entsaften, gab es ein so einfaches wie köstliches Mittagessen auf dem Hotzenhof: Der Chef des Hauses selbst stellte sich an den Grill und briet uns Chriesi-Würste, das sind wunderbar saftige Bratwürste mit getrockneten Kirschen.  Dazu gab es knackigen grünen Salat und geschwellte Kartoffeln mit Quark. Die Würste werden übrigens in einer Metzgerei in Zug hergestellt und die Kirschen für die Wurst liefert – natürlich – der Hotzenhof an den Metzger!
Zum Abschluss konnten wir noch der Seniorchefin Bernadette Hotz beim Einkochen der Kirschkonfitüre über die Schulter schauen. Ich koche ja auch oft Marmelade selbst ein, aber nicht in diesem Ausmaß. An manchen Tagen kocht Frau Hotz 800 Gläser Kirschkonfitüre pro Tag ein – eine beachtliche Menge, die im Hofladen aber reißenden Absatz findet. Kein Wunder, denn das Gläschen Kirschkonfitüre, das wir mit nach Hause nehmen durften, ist auch schon längst verspeist und hat uns sehr gut geschmeckt!
Dann hieß es auch schon Abschied nehmen vom Hotzenhof und seinen sympathischen Eigentümern. Weiter ging es zum Café Treichler in der Zuger Innenstadt. Das Café Treichler ist das Erfinderhaus der berühmten Zuger Kirschtorte, die 2015 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. Geführt wird das Café Treichler seit 2004 von den Brüdern Heini, die das Interieur des Cafés grundlegend modernisiert und in einer Ecke auch ein Museum für die Zuger Kirschtorte eingerichtet haben, um ihren Anspruch, das Erfinderhaus der Zuger Kirschtorte zu sein, auch zu verdeutlichen. Übrigens enthält die Kirschtorte, anders als ich es zunächst erwartet hatte, keine einzige ganze Kirsche, aber dafür reichlich Kirschwasser!
Bruno Heini, der zusammen mit seinem Bruder das Café Treichler in Zug sowie die Heini-Cafés in Luzern führt, erzählte uns alles über die Geschichte der Zuger Kirschtorte. Sie wurde 1915 von Heinrich Höhn erfunden, der die Markenrechte 1943 an Jacques Treichler übergab. Seit der Erfindung wird die Zuger Kirschtorte nur wenig verändert nach traditionellem Rezept hergestellt (nur der Alkoholgehalt hat sich mittlerweile deutlich erhöht!) und sie hat viele prominente Fans, wie z.B. Charlie Chaplin, Audrey Hepburn oder aktuell Papst Franziskus.
Nach dieser Einführung in die Geschichte ging es dann in die heiligen Hallen des Café Treichler – in die Backstube, nur wenige Schritte vom Caféhaus entfernt! Ein absolutes Highlight, denn hier lüftete der Konditormeister des Café Treichler nicht nur das Geheimnis der Zubereitung und führte uns Schritt für Schritt die Herstellung der Zuger Kirschtorte vor- nein, wir durften auch noch selbst Hand anlegen und unsere eigene Zuger Kirschtorte herstellen!

Los geht es mit dem Japonais-Boden. Das ist ein knuspriger Boden aus Mandeln, Eiweiß und Zucker, der die Grundlage und den Deckel der Zuger Kirschtorte bildet.

Der untere Japonais-Boden wird zunächst mit Buttercreme bestrichen.
Darauf wird ein Biskuitboden gesetzt, der mit 220ml Kirschlikör getränkt wird. Ja, richtig gelesen – 220ml Kirsch! Ihr könnt nun schon erahnen, wie alkoholisch die Torte schmecken wird….
Danach kommt zum Abschluss noch mal ein mit Buttercreme bestrichener Japonais-Boden auf den Biskuit, und die Torte wird rundherum mit Crème eingestrichen.
Dann wird der Rand noch mit gehackten Mandeln bestreut. Das alles unter den wachsamen Augen und klickenden Fotoapparaten der anwesenden Food-Blogger!
Damit ist die Zuger Kirschtorte fürs erste fertig und kommt nun für mehrere Stunden ins Kühlhaus.
Nach der Kühlzeit werden die Torten noch mit Puderschnee, also Puderzucker, der mit Stärke gemischt wurde, bestäubt und mit dem Messer (oder einem Rahmen) das typische Rautenmuster eingeprägt.
Jetzt noch in Folie und den Karton verpacken – fertig ist die Original Zuger Kirschtorte! Diese wird übrigens innerhalb der Schweiz auch mit der Post versendet und ist problemlos mehrere Tage haltbar. Alkohol konserviert eben 😉
Und so sieht die fertige Zuger Kirschtorte aufgeschnitten und portioniert aus.
Besonders toll fand ich, dass wir hier selbst Hand anlegen durften und ich nachher meine eigene, selbst gemachte Zuger Kirschtorte mit nach Hause nehmen durfte. Geschmacklich war mir die Torte aber eindeutig zu alkohollastig! Da bevorzuge ich für die Kuchentafel doch eher den bewährten badischen Kirschplotzer 😉
Und dann hieß es für uns leider auch schon Abschied nehmen von Zug, der Zuger Chriesi und dem schönen Zugersee. Per Bahn ging es zurück nach Zürich. Dort verabschiedete ich mich von meinen Mitreisenden und machte mich auf den Heimweg nach Karlsruhe.
Eine tolle, informative Reise ging mal wieder viel zu schnell vorbei. Danke Schweiz, schön und lecker war´s in Zürich und Zug! Und ich bereue es mittlerweile, dass ich diese Postkarte in Zug nicht gekauft habe – da steht doch quasi mein Name drauf, oder?!
Vielen Dank an Zürich Tourismus, Zug Tourismus und 25hours Hotels für die Einladung zu dieser Reise!

6 thoughts on “Gut Kirschen essen! Auf der Spur der Chriesi in Zug/Schweiz

  1. Sehr schöner Bericht! Ich verstehe, dass Du dazu etwas mehr Zeit gebraucht hast (will heissen, Dir sei verziehen 😉 )
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

  2. Toller Bericht! Da bekomme ich schon wieder Hunger auf Kirschen!
    Ich muss ganz ehrlich gestehen, bis jetzt kannte ich weder die Zuger Kirschtorte noch den badischen Kirschplotzer. Wenn es bei mir mal was tolles mit Kirschen sein soll, dann gibt´s die gute alte Schwarzwälder-Kirsch-Torte! Da ist auch Kirschwasser (also Alkohol drin), aber das schmeckt man gar nicht 😉
    Liebe Grüße, Lea
    mslandtravel.blogspot.de

    1. Dankeschön!

      Hihi, ja das stimmt, in der Schwarzwälder Kirschtorte ist auch Kirschwasser drin, aber längst nicht so viel wie in der Zuger Kirschtorte! Kein Vergleich! 😉

      Viele Grüße und schöner Tag noch,
      Juliane

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