Jeden Tag ein Buch: Gelato von Adriano di Petrillo [Rezension]
Heute stelle ich euch im Zuge von „Jeden Tag ein Buch“ ein Buch vor, das mich erst schier zur Verzweiflung gebracht und letztendlich doch wieder etwas versöhnt hat. Die Rede ist von Gelato – Einfache Rezepte für echten italienischen Eisgenuss von Adriano di Petrillo. Seitdem ich mir letztes Jahr eine Eismaschine zugelegt habe, habe ich schon verschiedenste Eisrezepte ausprobiert – meist erprobte Rezepte lieber Foodblogger-Kollegen. „Gelato“ war dann das erste reine „Eis-Rezeptbuch“, das im Frühling diesen Jahres bei mir eingezogen ist.
Ausprobiert habe ich als erstes ein gesalzenes Karamelleis. Bei den Stichworten „Karamell“ und „Salz“ setzt bei mir sofort ein pawlowscher Reflex ein und ich musste das Eis umgehend nachmachen. Leider ging bei der Zubereitung so ziemlich alles schief, was schief gehen kann. Das Salzkaramell habe ich genau nach Anleitung zubereitet, nur wollte es nicht zu einer goldenen weichen Masse werden, sondern ist trocken geworden und kristallisiert. Erst als ich noch mal reichlich Wasser zugegeben habe, wurde es wieder flüssig und ich konnte die Karamellsauce unter die Eismasse rühren. Die Karamellsplitter für die Deko, die auf einem Backblech mit geölter Alufolie unter dem Backofengrill hergestellt werden sollen, sind mir im Backofen angebrannt und haben Flammen geschlagen. Zum Glück habe ich es sofort bemerkt… Und dann die große geschmackliche Enttäuschung: Das Eis hat nur nach Vanille geschmeckt, nicht wie erhofft nach Salzkaramell.
Nach diesem Flop habe ich das Buch eine Weile unbeachtet liegen lassen, bis mich letzte Woche der Eishunger wieder gepackt hat und ich „Gelato“ noch mal eine Chance geben wollte. Dieses Mal habe ich mir einen Klassiker herausgesucht: Schokoladeneis. Aber auch hier lief die Zubereitung genau nach Rezept wieder nicht reibungslos ab. Im Rezept hieß es: „Zucker, Eiweiß, Kakaopulver und geschmolzene Schokolade mit dem Handrührgerät so lange schlagen, bis sich weiche Spitzen bilden“. Das kann so wie beschrieben gar nicht funktionieren – ich rührte in einer bröseligen Masse herum und mich beschlich das blöde Gefühl, dass das Buch möglicherweise sehr nachlässig aus dem Englischen übersetzt wurde. Korrekt wäre es wohl gewesen, erst das Eiweiß zu Eischnee zu schlagen und dann Zucker und Kakaopulver einrieseln zu lassen und zum Schluss die Schokolade unterzurühren. Dafür war es in meinem Fall aber schon zu spät und ich hatte keine Lust, die gute Valrhona-Schokolade zu verschwenden, die ich bereits untergerührt hatte. Also habe ich die bröselige Mischung einfach so mit den restlichen Zutaten (Milch und Sahne) vermischt und die Masse 60 Minuten in der Eismaschine und anschließend noch eine Nacht im Tiefkühlschrank gefrieren lassen. Am nächsten Tag habe ich das fertige Eis eher skeptisch probiert – und war überwältigt: Der Geschmack ist umwerfend schokoladig, die Konsistenz genau richtig und das Schokoladeneis perfekt! Wer hätte das gedacht?
Jetzt aber genug der (langen) Vorrede – hier kommt meine Bewertung von Gelato in den einzelnen Kategorien.
Aufmachung/Design: 4/5
„Gelato“ kommt im broschierten Umschlag mit 130 Seiten Umfang, einer handlichen Größe (etwas kleiner als DIN A 4), einem klaren und modernen Layout und einer ansprechenden, modernen Bildsprache daher. Jedes Rezept ist bebildert, meist mit einem ganzseitigem Foto auf der einen Seite und dem Rezepttext auf der anderen Seite. Mich hat es gleich beim ersten Durchblättern optisch sehr angesprochen und zum Ausprobieren der verschiedensten Eissorten, Sorbets und Granitas animiert. Kleiner Minuspunkt: Das Buch hat kein einziges Lesebändchen!
Fotos: 4/5
Jedes Rezept ist mit Fotos von Steve Painter sehr ansprechend und appetitlich bebildert. Klare Bildsprache, kaum „Props“, kein Chichi- das Eis ist der Star des Buchs und auf den Fotos und wird bei jedem Rezept gekonnt in Szene gesetzt. Stimmungsfotos sucht man in „Gelato“ vergeblich, ich habe sie aber auch nicht vermisst.
Rezepte: 4/5
Der Autor, Adriano di Petrillo, ist ein gebürtiger Italiener, der im Londoner Szeneviertel Notting Hill eine Eisdiele namens „DriDri“ führt und die Rezepte in diesem Buch gemeinsam mit einem Eisdielenbesitzer aus seiner Heimat Parma kreiert hat. Beste Voraussetzungen für original italienischen Eisgenuss also! Gelato enthält sowohl Rezepte für Eiscreme als auch für Sorbets und Granitas, die teilweise auch ohne Eismaschine zubereitet werden können. Ergänzt wird das Büchlein durch das Kapitel „Eiscreme servieren“, in dem man z.B. Rezepte für einen warmen Schokoladen-Brownie (passt zu Vanilleeis), für Brioche mit Zitronensorbet, Mandel-Affogato oder Mojito mit Zitronensorbet findet. Ich habe bei der ersten Lektüre bereits zahlreiche Seiten mit Merkzetteln versehen. Joghurteis, Stracciatella, Dulce-de-leche-Eis, Waldfruchtsorbet, Blutorangen-Granita, all das hört sich herrlich an. Und natürlich werden hier für die Eisherstellung keine Emulgatoren, künstliche Farbstoffe, Aromen oder Bindemittel verwendet.
Nachkochbarkeit: 2/5
So angetan ich auch beim ersten Durchblättern von den Rezepten war, in der praktischen Umsetzung hatte ich bei beiden ausprobierten Rezepten Probleme beim Nachkochen. Die Rezepte funktionierten schlichtweg nicht so wie beschrieben. Ich habe die englische Originalausgabe nicht vorliegen und habe daher erst vermutet, dass sich bei der Übersetzung der Zubereitungsanleitung ins Deutsche Fehler eingeschlichen haben. Dann habe ich aber die Kommentare zur englischen Originalausgabe DriDri Gelato auf Amazon.com gelesen und festgestellt, dass hier ebenfalls bemängelt wird, dass die Rezepte vor der Veröffentlichung wohl nicht getestet wurden und so wie beschrieben nicht funktionieren können! Sehr schade – denn der Geschmack des Schokoladeneis lässt erahnen, dass die Rezepte korrekt beschrieben durchaus echte Knaller sein könnten…
Kaufempfehlung: 2.5/5
Alles in allem kann ich „Gelato“ nur eingeschränkt empfehlen. Die Eissorten, Granitas und Sorbets lesen sich alle prima und sehen auf den Fotos toll aus. Die Rezeptanleitungen sind jedoch nicht sehr vertrauenswürdig und sollten stets kritisch hinterfragt werden. Daher geht meine Suche nach dem ultimativen Eis-„Kochbuch“ noch weiter. Jetzt habe ich mir erst mal The Perfect Scoop von David Lebovitz gekauft und freue mich darauf, die Rezepte daraus auszuprobieren!
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Also ich liebe ebenfalls salziges Karamelleis und ich habe mir letztes Jahr ein Buch zugelegt, darin ein Rezept, das sehr einfach gehalten ist und wuuuuunderbar lecker schmeckt, bereits für viele "Aaaaah!"s und "Hmmmm!"s im Freundeskreis gesorgt hat. Das Rezept stammt aus diesem wunderbaren Buch:
http://www.amazon.de/beste-Welt-Jeni-Britton-Bauer/dp/3865287557/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1401296020&sr=8-1&keywords=das+beste+eis+der+welt
Wenn erwünscht, dann lasse ich Dir "mein" Rezept gerne zukommen!
Herzliche Grüße! *lini* (birte)
"Das beste Eis der Welt" von Jeni Britton Bauer steht auch schon auf meiner Wunschliste… und ja, ich bin höchst interessiert an deinem erprobten Rezept für salziges Karamelleis. Hast Du es auf Deinem Blog veröffentlicht? Oder würdest Du es mir per Mail schicken?
Viele Grüße und schöner Tag noch,
Juliane
Ich schicke es Dir gerne per Mail!
1000 Dank 🙂
Danke für die ehrliche Vorstellung. Sind in dem Buch einige Rezepte auch ohne Ei? Da ich Probleme mit Ei habe, wäre das schön zu wissen. Dann würde ich mich vielleicht mal auf die Suche danach begeben 🙂
Die Sorbets und Granitas sind ohne Ei. Aber wie gesagt, die Rezeptanleitungen in "Gelato" sind wirklich nur mit Vorsicht und Skepsis zu befolgen…
Liebe Grüße!
so was ärgert mich so: wenn die rezepte in ein kochbuch(!) einfach reingeschrieben werden, ohne sie vorher auszuprobieren. ich hab hier auch eines einer bekannten köchin(!) liegen, in dem bis jetzt mehr als die hälfte der erprobten rezepte einfach nichts geworden sind aber auch nichts werden konnten, weil die grundlagen einfach falsch waren. 🙁
die sollen sich bei der sorgfalt mal ein scheibchen bei uns bloggern abschauen. 😉
Genau so geht es mir auch! Wenn man schon ein Kochbuch rausbringt, sollten die Rezepte auch ausprobiert worden sein und nicht nur runtergeschrieben werden. Und deshalb mag ich auch Blogger-Rezepte so gern, da weiß ich, dass die erprobt sind und funktionieren 🙂
Liebe Grüße!
Mit "The perfect scoop" begann vor ca. 4 Jahren meine eigene Leidenschaft zur Eisherstellung, Das Buch wird Dich sicher begeistern! Und danke, dass Du für jteb auch einige kritische Töne geliefert hast, das ist gut und imho auch nötig. Sonst denken unsere Leser "da draußen" noch, wir seien eine Kuschelveranstaltung 😉
Ich freu mich auch schon sehr auf "the perfect scoop"! Die Eismaschine wird hoffentlich heiß laufen diesen Sommer 😉
Und ja, ehrliche Rezensionen sind mir auch sehr wichtig.
Liebe Grüße!
Oha, das klingt ja gar nicht so gut. Das Buch habe ich hier auch noch liegen und wartet darauf genauer zerfleddert zu werden.
Ich bin SEHR gespannt auf Deine Eis-Nachkoch-Ergebnisse! Vielleicht hab ich ja genau die beiden Rezepte aus dem Buch erwischt, die als einziges nicht funktionieren 😉
Viele Grüße und schöner Tag noch,
Juliane
Ein Buch, das schlecht übersetzt wurde ist – man kann es nicht anders sagen – schlecht. Ich finde es immer schade, wenn Verlage an Übersetzung und Lektorat sparen. Ich habe auch so eines zu Hause das ich nur noch zur Inspiration nutze, nicht mehr um wirklich nach Rezept zu kochen. Schade eigentlich… nichts desto trotz sieht das Schokoladeneis köstlich aus 😉
Liebe Grüße!
Julia
Das Schokoladeneis war auch ganz große Klasse geschmacklich! Aber Kochbücher mit Rezepten, die nicht funktionieren, bringen mich echt in Rage. Da lobe ich mir wirklich die Sorgfalt, mit der z.B. in "Deutschland vegetarisch" ans Werk gegangen wurde…
Liebe Grüße!