Jeden Tag ein Buch: Geschmack entscheidet! [Rezension]

Und weiter geht es mit den Kochbuch-Vorstellungen im Rahmen der Themenwoche „Jeden Tag ein Buch“! Nach der Vorstellung von „Deutschland vegetarisch“ von Stevan Paul, das mich voll überzeugt hat, ist heute Geschmack entscheidet – Meine außergewöhnliche Aromenküche.von Angelo Sosa an der Reihe. Angelo Sosa wurde in England geboren, lebt mittlerweile aber in New York City/USA und ist dort als TV-Koch durch seine Teilnahme an der Sendung „Top Chef“ bekannt geworden. Ich hatte allerdings noch nie etwas von ihm gehört, bis ich sein Kochbuch „Geschmack entscheidet“ als Rezensionsexemplar vom Thorbecke Verlag erhalten habe. Mit dem Thema „außergewöhnliche Aromenküche“ hat mich das Buch gleich neugierig gemacht. Auch die Kapiteleinteilung nicht in Rezepte nach Jahreszeiten oder Vorspeise/Hauptgericht/Dessert, sondern in Geschmacksrichtungen hat dazu beigetragen, dass ich das schmale Kochbuch interessiert durchgeblättert und mir einige spannende Rezepte mit Merkzetteln zum Nachkochen markiert habe.
Da ich das Buch bereits im Sommer bekommen habe, habe ich mir als erstes ein entsprechend sommerliches Gericht herausgesucht, nämlich einen pikanten Wassermelonensalat mit Thymian, schwarzen Oliven, Pfeffer und frischer Minze aus dem Kapitel „scharf“. Scharf fand ich den Salat aber überhaupt nicht, dafür aber wie erwartet sehr erfrischend. Noch besser schmeckt mir aber der Wasssermelonensalat mit Radieschen, Minze und Ziegenfrischkäse, den ich vor 2 Jahren bereits für mich entdeckt habe!
Danach habe ich mich an den Buchweizennudeln mit scharfem Cashew-Dressing aus dem Kapitel „nussig“ versucht, und dieses Gericht war ein Volltreffer. Eine tolle nussig-scharf-frische Kombination! Das Rezept habe ich bereits im September auf dem Blog veröffentlicht.
Als drittes und bisher letztes Gericht aus „Geschmack entscheidet“ habe ich dann noch Spiegelei mit Chorizo und gebratenem Reis gekocht. Das Rezept ist im Kapitel „salzig“ eingeordnet und eignet sich laut Angelo Sosa bestens, wenn man noch gekochten Reis übrig hat. Als Resteverwertung für übrig gebliebenen gekochten Reis fand ich das Gericht ganz in Ordnung, ansonsten hat es mich aber nicht so richtig überzeugt.
Und so bewerte ich Geschmack entscheidet in den einzelnen Kategorien:

Aufmachung/Design: 4/5
Das Kochbuch macht durch das Hardcover mit Schutzumschlag und das schmale Format einen wertigen und eleganten Eindruck. Es ist klar gegliedert, die großformatigen Fotos zu den Rezepten sowie die Stimmungsbilder zu den einleitenden Texten bei jedem Kapitel sind appetitlich und das reduzierte Layout gefällt mir gut. Die Einteilung der Rezepte und Kapitel in die Geschmacksrichtungen süß, salzig, rauchig, bitter, sauer, umami, scharf, erdig und nussig ist ungewöhnlich, aber nicht störend. 

Fotos: 4/5
Leider ist nicht jedes Rezept bebildert. Die vorhandenen Rezeptfotos sind von William Brinson ansprechend  in einem durchgängig eher dunkel-erdigen Fotografie-Stil fotografiert. Außer Fotos zu den Gerichten gibt es im Kochbuch auch noch einige Stimmungsbilder von Zutaten oder von Angelo Sosa in Aktion. 

Rezepte: 3/5
So weit, so gut… jetzt wird es spannend, denn die Rezepte lassen mich etwas gespalten zurück. Angelo Sosa liebt die südamerikanische und die asiatische Küche und verbindet diese mit seiner Koch-Ausbildung in der klassischen französischen Küche bei Alain Ducasse und Jean-Georges Vongerichten. Daraus ergeben sich Gerichte wie ein Jakobsmuschel-Bananen-Tartar mit Jalapeno-Vinaigrette, Sake-Sangria mit Zitronengras, Litchi und Ingwer, Thunfischstreifen mit kandiertem Wasabi oder kalte Buchweizennudeln in scharf-saurer Tamarindenbrühe. Außerdem ist Sosa ein großer Fan von Traubenkernöl, Gochuang-Paste, Aleppo-Pfeffer und Erdnussbutter – diese Zutaten kommen in den Rezepten häufig vor. Viele Rezepte lesen sich recht exotisch, und obwohl ich durchaus experimentierfreudig bin, sind mir Gerichte wie das franko-vietnamnesische Hummerbrötchen mit knusprigen Schalotten, frittierter Tintenfisch mit scharfem Sesamsirup, Gelbschwanzmakrelen-Sashimi mit Yuzu-Vinaigrette zu abgehoben bzw. die Zutaten zu exotisch, als dass ich sie in Karlsruhe in guter Qualität beschaffen könnte.

Nachkochbarkeit: 3/5
Daraus ergibt sich für mich auch schon das nächste Manko dieses Kochbuchs: Für die Mehrzahl der Gerichte werden Zutaten benötigt, die ich noch nicht mal im durchaus gut sortierten Asia-Laden in Karlsruhe oder der Feinschmecker-Abteilung in den großen Karlsruher Shoppingparadiesen bekommen habe. Von meinem örtlichen Supermarkt ganz zu schweigen. Ich habe mich daher auf die Rezepte konzentriert, bei denen ich die Zutaten beschaffen konnte. Hier war das Nachkochen der Rezepte dann kein Problem, die einzelnen Arbeitsschritte sind klar beschrieben und gut gegliedert.

Kaufempfehlung: 3/5
Alles in allem kann ich für das Buch nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Die Rezepte lesen sich toll, sind aber in der Mehrzahl sehr ausgefallen und schwierig umzusetzen, wenn man nicht gerade in einer Großstadt mit optimalen Einkaufsmöglichkeiten lebt. Als Anregung für außergewöhnliche Geschmackskombinationen und -erlebnisse ist „Geschmack entscheidet“ allerdings sehr inspirierend.
Vielen Dank an alle, die bis hierher durchgehalten haben! Das nächste Buch, das ich euch im Rahmen der „Jeden Tag ein Buch“-Woche vorstellen werde, ist wieder alltagstauglicher und ich fasse mich kurz, versprochen!
(c) Ariane Bille


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6 thoughts on “Jeden Tag ein Buch: Geschmack entscheidet! [Rezension]

  1. Das liest sich zwar interessant, aber ob ich daraus etwas nachkochen würde, wage ich zu bezweifeln….. Klasse, das man bei der Aktion so viele Bücher kennenlernt! Vom Thema her hätte ich mir das Buch vielleicht sogar gewünscht….
    Liebe Grüße
    und herzlichen Dank für die Rezension
    Trudi

    1. Ja, "außergewöhnliche Aromenküche" klingt ja auch sehr vielversprechend, daher war ich auch sehr gespannt auf das Buch! In Summe ist es mir für meine Verhältnisse aber dann doch zu abgehoben.
      Viele Grüße und schöner Tag noch,
      Juliane

  2. Klingt ja doch sehr überkandidelt. Schade, das Cover gefällt mir ziemlich gut, aber das ist mir dann zu überdreht. Ich glaube, ich würde dann eher zu deutschland vegetarisch greifen, da mir noch fleischlose Rezepte fehlen.

  3. Stammt Angelo vielleicht aus der katalanischen Sosa-Dynastie, die mit den ganzen Aromastoffen? Würde zumindest vom Ansatz her zum Duktus des Buches passen, oder?
    Wobei jetzt gebratener Reis mit Chorizo und Spiegelei nicht so waaahnsinnig ausgefallen klingt, oder? 😉
    Danke für die schöne Rezension, liebe Juliane! Ich lese Deine Buchbesprechungen immer sehr gerne. Sie sind so strukturiert – ganz anders als bei mir 😀

    (Übrigens ist jedes einzelne Gericht aus unserer gemeinsamen Chorizo-Phase aufregender *kicher*)

    1. Passen würde es, aber online findet sich ziemlich wenig biographisches zu Angelo Sosa, und auch nichts zu einer möglichen Verbindung zur Sosa-Dynastie.
      Der gebratene Reis mit Chorizo und Spiegelei war eines der wenigen nicht ausgefallenen Rezepte, für das ich zudem alle Zutaten besorgen konnte. und dann war es auch noch im Ergebnis eher so lala… dann doch lieber Spaghetti mit Chorizo, Sherry und Tomaten, gell? Ein von Dir abgekupfertes und heiß geliebtes Gericht in meinem Haus 🙂
      Liebe Grüße!

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